Sonntag, August 01, 2004

Paradox

So, ein Jahr lang passiert jetzt scheinbar gar nix, was aber eigentlich daran liegt, dass es zu dem Zeitpunkt diesen Blog noch gar nicht gegeben hat. Verrückt, oder? Dieser Blog wird nämlich erst im nächsten Post das Licht der Welt erblicken, oder erklicken, wie auch immer. Na hoffentlich ruft ein solches Phänomen nicht gleich das Büro für temporale Sicherheit auf den Plan. Sehr unangenehm, die Jungs...

Mittwoch, Juli 28, 2004

Nine to five

Hui! Was es heutzutage alles gibt. Schülerfestivals zum Beispiel. Pünktlich zum Ferienbeginn. In Höchstadt bei Erlangen. Ein richtiges kleines Volksfest, nur für Schüler halt. Vor uns spielt Timo Langner, den - Verzeihung - keiner von uns kennt, dafür aber die vielen 12- bis 14-jährigen Mädels im Publikum umso mehr. Aber von so einem bißchen Gekreische lassen wir uns noch lange nicht entmutigen. Aber... hmm, kennt uns denn überhaupt einer so recht? Macht gerade nicht so den Eindruck... Natürlich gibt's in der Masse so einige kleinere Fan-Enklaven, aber die erste, zweite und dritte Reihe sehen eher etwas ratlos aus, vor allem weil nach uns noch Patrick Nuo kommen soll, wer immer das schon wieder ist... Ok, dann wird heute halt nicht so laut geschriehen und bei der Hitze ist das eh... also naja, da muß man sich natürlich schonen..., macht nichts, haben wir Verständnis für, wir fühlen uns auch so sauwohl, spielen gut und sind um fünf schon wieder zuhause. Das sind mal Arbeitszeiten... fehlen nur noch 6 Wochen bezahlter Urlaub!

Samstag, Juli 24, 2004

Cuba ruft...

...und wir kommen. Cuba? Ok, nicht ganz, aber zumindest die "Cuba Sí"-Party in Berlin. Wir treffen Susana aus Havana wieder, die gerade hier ist um Mark zu besuchen, sehen uns allerlei Volkstänze und Chöre aus Lateinamerika an, finden die Band von "Clarissa y familia latina" ziemlich gut und warten Löcher in die Luft, bis wir denn endlich dran kommen. Von früh um 10.00 bis abends um 20.30 Uhr. Ja, so aufregend kann das Musikerleben sein...

Samstag, Juli 17, 2004

Drei Japaner mit dem Kontrabass

Dornstadt ist cool. Wir rocken, die Leute gehen ab alles ist jahrhundertmäßig gut. Obwohl wir als Vorband harte Konkurrenz haben: Elektric Eel Shock! Drei Japaner, die auf der Bühne posen was das Zeug hält, laut und schnell spielen und außer Motörhead und den Red Hot Chillies noch ein paar andere Bands schon mal gehört haben. Aber gut so.

Freitag, Juli 16, 2004

Verliebt in Hotpants

Uwe ist schon die ganze Fahrt über komplett aus dem Häuschen: Vor uns spielen "Spitting of tall buildings" und wenn es eine gibt, mit der er sofort sesshaft und Familienvater werden würde, dann die Sängerin dieser Band. Wärend er sich also vor der Bühne von ihr die Trommelfelle lockern lässt, lassen wir Backstage unsere geschundenen Leiber massieren und wer will, kriegt auch gleich noch nen Haarschnitt. Ein Service! Ansonsten ist viel Rumhängen angesagt, Bands anschauen (Babacools) und der Sonne fröhnen - fast schon langweilig, oder... Der Gig selbst ist jedenfalls ziemlich gut und lässt sich nur noch durch den Gig am nächsten Tag überbieten, aber das gehört hier noch nicht hin... Später dann noch die Brote, die wie immer fett sind und im Zelt die BananenGräten oder so... Und die Unterbringung war in "Home-Of-Eddie-Stoibie"-Wolfratshausen, was aber eigentlich total uninteressant ist. Schon fast langweilig...

Freitag, Juli 09, 2004

Auf nach Essen.

Da mag man uns sicher, denken wir. Und tatsächlich, nicht nur daß man im Himmel das Wasser aus Eimern und Badewannen auf uns schmeißt, so daß wir auf der Autobahn unseren Sprinter lieber gegen einen Fischkutter eintauschen möchten, nein es pisst auch schön beim Ausladen und so weiter. Aber egal, kann ja mal vorkommen.
Was leider schon wieder und immer wieder vorkommt: Wir als einzige Raggea- und Trallala- und Hoppsasa-Band auf einem offensichtlichen Rockfestival, mit Headliner H-Blockx. Vor uns kotzt sich eine blond be-dread-ete Chanteuse dezent ihre Seele aus ihrem von Gitarren und Schlagzeug gebeuteltem Leib, überzieht locker mal zehn Minuten, was dann von unserer Spielzeit abgehen soll. Na toll!
Aber wir fangen ja gerade erst an. Mark: "Essen, seid ihr gut drauf?" - "Verpisst euch!" kommt es zurück. Zum Glück nur von einem einzelnen, aber bei den anderen weiß man vielleicht auch nicht so genau... Naja, zumindest tut uns das Publikum nichts. Aber wir sind alle etwas unkonzentriert und vom Regen zersetzt, so daß sich nach dem Gig keine rechte Zufriedenheit einstellen will. Interessiert das jetzt jemanden?

Freitag, Juli 02, 2004

Ohne Titel

Vor uns eine Surf-Ska Band aus Californien. Wie cool sind die denn. Und total stoned. Selbstverständlich einfach so halt, von der frischen Luft in Schwäbisch Gmünd... Und: Pyro hat das beste Hotelzimmer aller Zeiten. Viereinhalb Quadratmeter ungefähr, mit zwei Betten, Tisch und Stuhl drin. Jetzt rechnet mal nach...

Donnerstag, Juni 24, 2004

Football's comin' home - nicht!

Potsdam, Studentenparty oder sowas und der grausigste Gig-Start aller Zeiten. Wie immer muß alles schnell gehen, Line-check, Monitor checken und los. Leider waren da wohl ein paar Techniker etwas überfordert, so daß wir unseren ersten Song spielen aber unten noch die CD läuft. Steve merkt das natürlich und hastet zum FOH Mann ("Front of house", sacht man halt so...): "Die Band spielt schon" - "Nönö, die machen noch Soundcheck" - "Äh moment, die Band spielt gerade ihr erstes Lied, Ich kenn die" - "Nein nein, die spielen nicht" - "Doch!" - "Nein" - "Doch!" - "Nein" - "Doch!" - "Nein". Steve komplett entnervt wieder zurück, unten weiterhin die CD aus der Anlage, wir von der Bühne, die Leute eher ratlos. Vicente greift dann endlich ein, nachdem er dem Monitormann noch die Haare gestutzt hat und was danach kam weiß keiner mehr so genau.
Bis auf den versägten Elfer von Beckham "in seinen maßgeschneiderten weißen Schühchen", danach in der Hotel-Lobby. War dit jeil, wa...!

Sonntag, Juni 13, 2004

Berlinova

Hurra, wir kommen! Vor uns spielt "Björn Again", eine verdammt gute ABBA Coverband, nach uns der gute alte "Patty" Patrice und die Black Eyed Peas. Und dazwischen erfreut uns Motörhead mit sanften Harphen- und Lautenklängen - Lemmy sieht mittlererweile schon so tot aus, daß wir annehmen müssen, daß ihm (laut Steve) mit herkömmlichen Waffen schon gar nicht mehr beizukommen sein dürfte...
Dinosaurier kann man ja auch nicht mehr umbringen, die einen liegen in Stein gemeiselt und die anderen sind Gozilla. Und verdammt laut und verdammt sinnlos (behaupte ich zumindest, aber ich bin ja auch Tastendrücker und kann deshalb für derartig marzialisches Gitarren- und Bassgeschrubbe von Amtswegen schon gar nix übrig haben ;-).

Sonntag, Juni 06, 2004

Die Hauptstadt

Auf nach Berlin! Zu Ken, in seine gleichnamige Radioshow! Als Liveband! Ja, das ist schon was bzw. KEN ist schon ein wirklich verdammt cooler Hund! Und seine Show natürlich auch. Und weil man die nur in Berlin über Radio Fritz empfangen kann, geht selbige auch auf jeden Fall schon mal als ausreichender Grund für einen Wohnungswechsel in die Hauptstadt durch. Aber diesmal (Mark hatte schon zuvor zweimal die Ehre) hat selbst Ken noch Konkurrenz: gleichzeitig und nebenan - das ganze findet open-air im Reitstadion in Berlin statt - werden die ersten Deutschen Meisterschaften im Gummistiefel-Weitwerfen gefeiert und... ach, kuck ma, da is ja die Schöneberger auch noch... ja zum Donnerwetter, wo sollen wir denn da zuerst hinschauen...

Wer die und den Rest vom Fest ebenfalls sehen will, kann unter

http://www.kenfm.de/grafik/upload/galerie/2004-06-06/index.php?key=90

jede Menge Bilder runterladen, ausdrucken und über sein Bettchen hängen. Wir sind dabei (das kommt auf den Bildern zum Glück nicht so zum Vorschein) komplett übermüdet aber glücklich, die Sonne versohlt uns den Nacken und alle holen sich Sonnenbrände, Berlin 03 den Titel und Carmen kommt zum x-ten mal zu spät zum Konzert. Und selbstverständlich fährt die EasySchore Band noch am selben Abend zurück (ein reiner Albtraum!) nach WÜ-City - immer weiter und weiter, non-stop, on and on...

Freitag, Juni 04, 2004

Senderjustage

Widrige Umstände sind das: es regnet schon den ganzen Tag und es will auch nicht wirklich aufhören, wir haben halb eins in der Früh und auf der gesamten Fahrt nach Eichstädt / Schernbach haben nicht ein einziges Plakat oder wenigstens ein Hinweisschild auf dieses Open-Air gesehen - ganz im Gegenteil, WIR hatten grösste Mühe, den Place überhaupt zu finden und zu guter letzt sitzt Johanna, unsere Sängerin, auch noch in Tschechien fest... Sieht ganz nach einer Na-Klar-Wir-Spielen-Auch-Gerne-Vor-Drei-Skinheads-Die-Zufällig-Mit-Einer-Reifenpanne-In-Der-Pampa-Liegengeblieben-Sind-Aktion aus. Aber... NICHT!
Auf dem Festivalgelände gibt es alles was man braucht: Eine dicke Bühne nebst Anlage und Lightshow und tatsächlich ein paar hundert party-wütiger Naturfreunde, die sich durch anhaltende Feuchtigkeit und Kälte nicht im geringsten die gute Laune verderben lassen. Ja und los geht's! Und alles scheint trotz Wetter und Tageszeit wie bei schon so vielen Gigs vorher zu sein... bis schließlich Hanna auf den Plan tritt. Diese junge Dame - aus Australien, wie wir später erfahren - sorgt nämlich nachhaltig dafür, daß es mit der Konzentration in der Band Schritt für Schritt abwärts gen null und noch tiefer geht. Nicht nur, daß sie uns ihre Zuneigung durch lautstarkes Schreien und Winken Kund tut, nein sie weiht uns zudem in einige ihrer privatesten Details ein.
So illustriert sie zum Beispiel auf ausschließlich pantomimische Art und Weise (hauptsächlich an Scratch gerichtet) eine Auswahl der von ihr gewünschten Sexual-Praktiken, die in wissentschaftlichen Fachbüchern unter den Stichworten "Cunilingus" und "Blowjob" nachzulesen sind. Und weil wir so schwer von Begriff zu sein scheinen und nicht sofort alles liegen und stehen lassen und uns ihrer armen Seele annehmen, geht das auch die nächste Stunde so weiter. Nur unterbrochen durch eine kurze Unterweisung in Anatomie, in der wir ihren blanken Hintern kennenlernen und anschließend noch erfahren, wo bei der Frau die sekundären Geschlechtsmerkmale zu finden sind und wie man sich dazu gleich selbst "die Sender einstellt" (Zitat Haiko), alles in Stereo und in Farbe, versteht sich! Ach sooo ist das! Aha! Ja tollll! Nur Zap und ich sind deprimiert, weil wir so in die Musik vertieft sind und von all dem praktisch nichts mitbekommen. Ebenfalls erfahren wir NICHT, auf welchen Drogen genau (abgesehen davon, daß sie aus Aussie kommt) Hanna ist. Wir tippen auf Bier oder Pilze...

Montag, Mai 31, 2004

Und schön geht's gleich weiter: Morgens erwachen und glückseelig und leichtfüßig in seidenen Schlafgewändern aus dem Bett schweben, direkt durch die sanft zur Seite schwingenden Flügeltüren, hinaus auf den Balkon und weiter über die Brüstung, hinunter in die mit Sonnenlicht gefluteten Wiesen und Auen um gemeinsam mit Bambi und Attilla den Tau von den Maiglöckchen zu pflücken... Ahhhhhh! Ein Traum wird war! Mal ehrlich, so is das wirklich in Hautzenbach. Wir sind komplett geflasht und verlaufen uns danach beinahe in der Dusche, so schön ist das alles schon wieder. Aber wie immer, kein langer Ausklang, denn wir müssen weiter auf die Autobahn, Zigeuner-Lifestyle halt.
OK, sagen wir mal, die Fahrt von Passau nach Mainz war jetzt nur im etwas weiteren Sinne schön. Ganz schön lang, zum Beispiel. Oder ganz schön früh am Morgen auch... hmmm, allerdings nur für die Bandmitglieder, die in der Nacht zuvor doch noch irgendwo in irgendwelchen Zimmern Schlaf gefunden haben. Alle anderen ratzen schön auf der Autobahn. Tourleben halt. In Mainz erwartet uns dann erst mal eine schöne Ein-Mann-eine-Frau-Vorgruppe, die in ihren 90 Minuten die Leutchen mit sozialkritischen Klageliedern mal so richtig auf Hochtouren bringen soll. Dumm nur, daß nach 40 Minuten deren Minidisc zu Ende ist und somit diese Mini-Playback-Show auch. Egal, war eh viel zu laut. Dann wir, irgendwie übernächtigt und gleichzeitig aufgedreht wie auf Schore! Das Publikum mag uns und schließt uns von Anfang an in sein Herz, wir rocken was das Zeug hält und merken gar nicht, wie langsam die Erschöpfung an uns hochkriecht. Aber zu spät, denn wir gehen erst in die Knie (mal abgesehen von "Positive Energie hoch 10"), als schon alle Akkorde gespielt sind und wir uns mit gut einem guten Dutzend Kindern in unserer Mitte auf der Bühne von allen verabschieden. Wobei man ja eigentlich eher auf der Hut sein soll, bei solchen, die sich mit Kleinkindern oder Schäferhunden so gerne in der Öffentlichkeit zeigen. Aber bei UNS gilt das natürlich NICHT! Ehrlich und versprochen! Wir finden's - wie alles an diesem Tag - einfach nur schön...

Sonntag, Mai 30, 2004

Sternenzelt

So, jetzt wissen wir also auch, was die Fünf Sterne Deluxe so alles auf der Bühne schlürfen: Schampus, Wodka und Red Bull. Eisgekühlt, versteht sich... Voll übertrieben halt. Aber die waren ja auch Headliner und wir nur der kleine Support-Act, wie man so sagt im Schau-Geschäft...
Und wie wir die supportet haben! Das ist schon was, vor ein bis zweitausend - so genau weiß das jetz ma keiner - Leuten zu spielen, die alle derbe gut abgehen, und sich dabei noch die untergehende Abendsonne mitten ins Gesicht scheinen lassen... heiß...
Schade nur, daß die beiden Bühnentechniker leider schon keinen Bock mehr haben uns nen guten Bühnensound zu machen, haben die doch erst den dritten Festival-Tag hinter sich! Da geht doch noch was, meine Herren! Das haben wir aber auch schon ganz anders erlebt... naja, egal, wir überleben auch das und haben sogar noch Spaß dabei!
Später am Abend machen wir noch Bekanntschaft mit "Attilla", ein Berhardiener-Hund groß wie ein Kleinwagen und Teile der Band widmen sich dem Studium der negativen sowie positiven Auswirkungen von Alkohol auf den menschlichen Organismus. Jauuuu... So schön ist das, auf Tour zu sein!

Samstag, Mai 29, 2004

Eugen, Superstar

Haikos persönlicher Vermerk: Ein Biene befindet sich im Tourbus (für ganz Interessierte: wir befinden uns gerade im Anflug auf Bad Waldsee, das Wetter ist sonnig, beinahe wolkenloser Himmel, leichter Wind, 19 Grad, 13:24 Uhr MESZ, bitte bleiben Sie angeschnallt, bis der Bus seine endgültige Position erreicht hat...).
Later that night: Eugen ist der Star des Abends. Der absolute Star sogar. Nicht nur daß sein jungfräulicher, jugendlicher Charme alleine schon Bände spräche (ließe man ihn denn nur), daß er zudem absolut alle Texte von Mark locker auf Tasche hat (schließlich ist er ja Mann der Stunde eins und schon immer auf all unseren Konzerten im Prisma gewesen) und dazu auch noch eine fundierte politische Meinung ohne wenn und aber vorweisen kann und nebenbei auch noch außerordentlich professionell die tollwütige Partymeute anheizt, nein, er glänzt vor allem noch dadurch, daß er all das tut und dabei schon sehr bohémistisch-intellektuel cool ne Kippe in der rechten Hand schwenkt und gerade mal 12 oder vielleicht 12einhalb ist, höchstens!
Mark:Hey, Eugen, rauch nich so viel! Das kann schädlich sein...!
Na also, da haben wir ja wohl unserer Fürsorge-Pflicht Folge geleistet und schließlich sind wir hier ja auch in einem Jugend-Zentrum, da kann ja wohl nix mehr schief gehen! Tut es auch nicht, ganz im Gegenteil, die Party wird der absolute Dampfhammer, die Leute drehen völlig durch (wie von uns übrigens von langer Hand geplant und über Wochen in harten Trainingslagern immer wieder und wieder tagein tagaus geprobt) und alle schwitzen sich mit uns die Hemden voll auf der Tanzfläche. Das Prisma ist schon immer was besonderes auf unseren Tourplänen, das muß ja jetzt auch ma gesagt werden! Bedankt euch alle mal bei Patrizia, die schmeißt den Laden nämlich ganz hervorragend. Und bei Eugen, der schmeißt absolut jede Party - hey, vielleicht ist der zu mieten! Checkt das ma einer aus...

Der Zwischenrufer, Part 3:

Mark: Macht mal'n bißchen Lärm für Johanna!
Zwischenrufer: Yeah, Marihuana!

Freitag, Mai 28, 2004

Early Reflections und Room Size

Schon mal den Kölner Dom gesehen? Ja doch, oder...?! Und schon mal den Kölner Dom gehört? Also von innen quasi? Nein? Egal, wir haben heute Gelegenheit dazu. Ok, ist nicht exakt der Dom aber zumindest das Eisstadion in Königsbrunn. Und das ist groß. Um genau zu sein, riesengroß! Klingt auch richtig groß. Sogar riesengroß - es hallt und donnert nur so, daß die Ohren wackeln und sich die Haare sträuben. Und dabei hat noch nicht mal jemand einen einzigen Ton gespielt! Das Einschalt-Geräusch unserer Instrumente füllt den Raum schon locker aus. Vicente, unser Soundmann, kriegts aber trotzdem irgendwie hin, die Leutchen kommen in Scharen und die Party rockt nicht schlecht - dafür, daß es auch im Sommer immernoch verdammt kalt ist in so einer Eishalle...!
Bedauernswertes Opfer dieses Abends ist die Stimme eines jungen Mädchens aus der ersten Reihe. Ihre unzähligen Versuche, Mark in jeglichen Songpausen durch anhaltendes Gebrüll dazu zu bewegen jetzt und auf der Stelle, augenblicklich und nur für sie, den Song "Revolution" zu spielen, führte schließlich zum vorzeitigen Ableben der in ihrem Halse wohnhaften Stimmbänder. Wir halten inne in stillem Gedenken und Verwunderung - ein Transparent, ein Megaphon, ein Brief oder eine Petition wären vielleicht Alternativen gewesen, die aber nicht ausgeschöpft wurden...
Außerdem: dickstes Lob an den äußerst fähigen Monitor-Mann (Alex) und den Stage-Manager (Namen vergessen), die sich nicht nur für fetten Sound auf der Bühne zuständig fühlen, sondern anschließend auch noch unsere Instrumentchen reparieren können. Die würden wir doch am liebsten gleich mitnehmen...

Sonntag, Mai 23, 2004

Unheil droht

Ein kritisches Datum, der 23. Fünfte, zumindest für Weltverschwörungstheoretiker. Sind wir zum Glück nicht und dementsprechend fallen wir auch keiner globalen Verschwörung zum Opfer sondern ganz banal nur der weltweiten Klimakatastophe! Mal ehrlich, wir haben Ende Mai, spielen auf einem Open-Air und haben uns auf Sandalen, kurze Hosen und Wet-T-Shirt-Contest eingestellt. Statt dessen hat jedes Bandmitglied praktisch alles am Leib, was sich überhaupt nur in irgendwelchen Koffern befindet (ich z.B. vier Shirts und zwei Hosen), denn es ist schlichtweg ARSCHKALT!
Andererseits: Hof hat ja auch sonst immer seine ganz eigene Vorstellung von dem Wort Schneefallgrenze, wen wundert da also irgendwas. Und außerdem tragen wir ja praktisch das Feuer und die Sonne im Herzen, was kümmerts uns also! Die Finger sind aber trotzdem verdammt steif an diesem Abend... Der vorläufige erste Preis für Catering wird an die wunderbaren Mädels verliehen, die uns liebevoll mit Quiches, Salaten und Kuchen mästen... Merkt ihr langsam was: es geht immer nur ums Fressen und ums spielen! Musikerleben halt...

Samstag, Mai 22, 2004

Babies

Nabburg, Kitchen-Club steht auf dem Plan und weil irgendwie alles wie immer läuft, lassen wir einfach mal den Anfang aus und gehen gleich zum Mittelteil über: Ok, also... hmm, ist eigentlich auch wie immer... äh, also Schlußteil: Ein sehr cooler Club, geile Party, geile Leutchen, zur Zugabe kommt Anna, die uns angeblich schon einmal musikalisch begegnet sein will, auf die Bühne und performt mit Mark zusammen "Babies", was uns schon etwas die Verblüffung ob solcher Professionalität ins Gesicht treibt und "Einfach" widmen wir heute Lina, Vicentes kleinem Baby, das gerade pünktlich zur letzten Zugabe zwei Jahre alt geworden ist. Das reinste Kinderfest heute...

Freitag, Mai 21, 2004

Die Erde, ein Jammertal!

Ach ja, und schon zeigt sich das anstrengende Musikerleben mit seiner häßlichsten Fratze: Dieses ausdauernde Herumsitzen, Latte Macciato trinken, Sound checken, die nächste Latte schlürfen und zur Abwechslung noch nen Kuchen dazu nehmen, warten, Löcher in die Luft kucken, in stumpfe Apathie verfallen und letztendlich in kathatonischer Starre enden - alle das ist schon wirklich anstrengend! Echt jetzt! Und da der Applaus ja bekanntlich des Künstlers Brot ist, teilen wir uns an diesem Abend zwar nur die Hände von ein paar Händen voll netter Leutchen, die sich das Konzert in der Molkerei in Rothenburg nicht entgehen lassen wollen, sind aber trotzdem glücklich und zufrieden, werden wir doch zusätzlich noch von den allerliebsten Bedienungen und Köchen verwöhnt, als seien wir die Fischerchöre und nicht nur ne kleine 8 Mann & 1 Frau Band! Dick werde man auf so einer Tour, behaupten zumindest Haiko und Uwe, Ich widerspreche da... Ach ja, wie gesagt, es ist wirklich anstrengend, das Musikerleben...

Donnerstag, Mai 20, 2004

Rock the shit!

Na also, geht doch! Wenn nur alle genug Zaubertrank bekommen, dann wirds auch was mit der Musik. Nach 4 Tagen im Proberaum, endlosen Diskussionen, Frustration, Tränen, Schlägereien, gebrochenen Rippen, Messerstechereien, Blut, Schweiß, RedBull, Rittersport und der harten Knute von El Capitan "Marco Melo" endlich Premiere in Herzogenaurach, the true heart of showbiz... Ein Jugendzentrum, das heftig an eine Kläranlage erinnert, was Mark zu haufenweise Kalauern nötigt ("das haben jetzt geklärt..."), eine fette Anlage, zwei Vorgruppen und ein party-williges Publikum. Die neue Show kommt gut an, alle spielen besser als es im Proberaum je geplant war - was bitte ja auch keine Wunder ist, haben doch unsere Proben fast ausschließlich zwischen 21 und halb 3 Uhr nachts stattgefunden! Die neuen Beats kommen fett und das Publikum geht gut ab. Leider stellen wir bei Scratchs Feature fest, daß in Wahrheit gar nicht so viele da sind, wie es von der Bühne aus scheint - toll, was so eine paar Scheinwerfer einem alles vorgaukeln... jaja, die bunte Scheinwelt des Schaugeschäfts... (Schlimm!!) Auf jeden Fall sind alle zufrieden, das Hotel passt und wir müssen am nächsten Tag nur 60 Km nach Rothenburg schippern! Eeeeaaasy!

Der Zwischenrufer, Part 1:

Mark: Hey, wenn wir so lange so laut sind, das wird der Hausmeister hier nicht mögen...
Der Zwischenrufer: Scheiß auf den Hausmeister!
Mark: Ja mann, aber das ist dem egal hier. Ich meine, das ist ne Kläranlage! Der ist das gewohnt...

Der Zwischenrufer, Part 2:

Mark: Ok, der nächste Song ist jetzt "Dein Wort in Gottes Ohr"...
Der Zwischenrufer: Kennt doch keiner, mann...!!!

Dienstag, Februar 17, 2004

Winter!

...und wir haben Februar und es ist fucking arschkalt in Europa - klar, die Sonne schien ja auch gerade zwei Wochen woanders und nicht hier, kein Wunder, daß hier alles wie an Allerheiligen und Allerseelen grau im Nebel hängt. Dennoch gibt es auch einen kleinen Lichtblick. Nach zwei Wochen intensiver Auseinandersetzung mit REIS UND BOHNEN locken auf dem Flughafen "Charle de Gaule", Baguettes, Croissants und Fastfood aller Arten... Wir sind willige Opfaz und lassen uns ohne die leiseste Gegenwehr gefangen nehmen. Und wie wird erst das Bad zu Hause... De verdad, un mejor mundo es posible!

Montag, Februar 16, 2004

Raus hier!

O weh, Abschied! Schnell noch die letzten Deals machen, doch endlich mal Postkarten abschicken, noch mehr Rum kaufen, Zigarren auch ein paar und Koffer packen. Cuba will uns jetzt loshaben (die Aktion mit Scratch war wohl echt zu viel), denn das Wetter ist immer noch lausig. Alles grau, windig und nass. Ok, wir gehen ja schon. Noch mal kurze Aufregung beim Zoll, wegen irgendwelcher Dinge, die nicht einfach irgendwo hineingepackt werden können und schon sind wir in der Luft. Kaum zu glauben, daß schon wieder alles vorbei ist. Der augenblicklich aufkeimenden Depression können wir während des Fluges noch mit eineinhalb Flaschen Rum entgegen halten, aber spätestens beim Zwischenstop in Paris wird klar, was Sache ist, nämlich: (siehe Überschrift des nächten Eintrags...)

Sonntag, Februar 15, 2004

Ich will Meer

Na toll, wir haben's geschafft! Beziehungsweise NICHT geschafft: Heute sollte schön ans Meer gefahren werden, 100 Kilometer etwa, zu richtig schönen weißen Stränden mit Palmen und allem drum und dran. Und was tut ES? ES regent! AAAAARGHHHHHHH! Zwei Wochen in Cuba und keinen Strand gesehen... Das ist zuviel für uns - wo ist der RUM?!?

Samstag, Februar 14, 2004

Meet the Staatsgewalt

Was bei uns schnöde Valentinstag heißt, trägt in Cuba den Namen "El Dia Del Amor" und nicht nur die blanke Aussprache dessen lässt einem Rosen aus dem Mund wachsen und in romantischen Wallungen schwelgen, nein, die Cubaner nehmen das auch durchaus wörtlich. Alles, was Beine hat, treibt sich am Abend auf den Straßen herum und reibt sich heftig aneinander. Havana im Ausnahmezustand. Aber natürlich immer mit Stil. Nicht so ne stumpfe Loveparade. El Dia Del Amor... Und ausgerechnet da vergisst Scratch-D, daß er ein Mensch ist und gerät prompt in Konflikt mit der Staatsgewalt...
Aber mal der Reihe nach: Wir verbringen den Abend aus irgendwelchen Gründen am Malecón, der kilometerlangen Uferpromenade, wahrscheinlich wegen der Wellen, die an manchen Tagen spektakulär gegen die Mauern donnern und für kostenlose Duschen in Salzwasser sorgen. Wegen der Chicas vielleicht auch, wer weiß das noch so genau... Jedenfalls wird viel Bier getrunken, gequatscht, herum gelaufen und wieder getrunken. Und was wissen wir seit den ersten Alkohol-Exzessen in Pappis Partykeller? Wer trinkt muß auch wieder Wasser loswerden. Ne Stange abstellen, pillern, na ihr wisst schon.
So auch Scratch, unser DJ. Aber er tut's nicht irgendwo, sondern - und da macht sich doch deutlich der verherende Einfluss von Drogen auf unseren Willen und unsere Wahrnehmung bemerkbar - sondern einfach da, wo es ihm gerade einfällt. "Ich schiff denen jetz da hin" sagt er noch während wir weiter gehen und erst Sekunden später das drohende Unheil erkennen. Doch da ist es längst schon zu spät.
Scratch hat sich "irgendeine" Steinsäule zur Orientierung aussgesucht, die aber in Wahrheit zu einer ganzen Reihe solcher Säulen gehört, die sich auf keinem geringeneren Platz als dem "Plaza de la Revolución" befinden. Seite an Seite stehen da Säulen mit angbrachten Namensplaketten, die von den Opfern und Märtyrern im cubanischen Befreiungskampf berichten und alles in allem macht dieses Arrangement doch einen höchst wichtigen, würdevollen und stolzen Eindruck. Und so sehen wir unseren DJ bereits von mehreren Ploizisten umringt als wir uns nach ihm umdrehen, um das schlimmste vielleicht gerade noch zu verhindern... Mierda! ER spricht kein Spanisch, DIE kein Englisch - Deutsch schon ganz und gar nicht. Also reden alle auf ihn ein und er duckt sich unter den Wortsalven, fuchtelt nur gelegntlich mit Händen und Füßen. Bis dann Vicente, unser Sound-Mann, geboren in Venezuela und somit "Native-Speaker", endlich einschreitet und zu vermitteln versucht, während die Polizisten erst mal munter Verstärkung anfordern und weiter auf ihn einschimpfen. Warum er ausgerechnet hier pissen müsse, hier an diesem HEILIGEN Ort aller Cubaner, er hätte ja nun wirklich überall gekonnt, nur nicht hier, denn das sei nun wirklich ein ganz besonderer Platz nationaler Identität, die Plaza de la Revolución, der einzige Ort in Cuba, an dem man nichts tun sollte, außer still sein, still sein und ihn in stller Demut anschauen... Mal ganz unter uns: man macht so etwas auch nicht. Unmöglich ist das. Nein, nicht mal an einer abgewichsten Hauswand tut man so etwas, dazu noch als Tourist in einem Fremden Land! Das geht einfach ganz und gar nicht. Das war schon damals beim Pinkel-Prinzen in Hannover unter aller Sau...
Anschuldigungen über Anschuldigungen und Entschuldigungen über Entschuldigungen, fast eine ganze Stunde vergeht und alles hilft nichts, der Täter muß mit! Mit auf's Polizeirevier. Die anderen, also wir, könnten gehen. Wollen wir aber nicht, wir können unseren Mann doch nicht in "Feindesland" zurücklassen. So lassen wir uns beschreiben, wo das Revier sein soll, 52. Strasse, nicht weit von hier, 150 Meter vielleicht. Aha. Ok, Vicente fährt im Streifenwagen als Dolmetscher mit, Pyro und Werner laufen zu besagter Polizeistation, die allerdings ALLES ist, nur nicht das gesuchte Revier! Also fragen wir den Polizisten höflich nach der tatsächlichen Adresse... "ah, ihr seid die, mit dem Deutschen, der gegen unser Denkmal gepisst hat". Ja, sind wir und wir schämen uns bitterlich... Vermutlich weiß schon die gesamte Polizei Havanas, die Streitkräfte und Fidel persönlich davon. Gut, der Polizist ist aber trotzdem so freundlich uns ein Taxi zu rufen, wir warten draußen, vor dem Gebäude, auf dem Gehsteig.
Nicht lange allerdings, denn auf dem Gehsteig patroulieren Wachen, die was auch immer sichern sollen, vor wem auch immer (nebenan befindet sich die Amerikanische Botschaft und man will wohl einfach nur ein bißchen "representen"). Wir sollen hier nicht 'rumlungern und gefälligst auf dem Grundstück der Polizeistation warten. Ok, machen wir - nur keinen Streit anfangen. Lange hält der Friede aber nicht, denn sofort erscheint einer der Polizisten und bittet uns auf dem Gehweg zu warten und nicht vor dem Revier herum zu hängen. Ähmmm..., bitte? Von da kommen wir doch gerade. Ja so sei das eben. Drinnen dürften wir uns zwar auch aufhalten aber dann sieht uns dann der Taxifahrer nicht. Also stehen wir schließlich genau auf der Grenze zwischen allem uns die Beine in den Bauch, bis klar wird: der Taxifahrer hat uns wohl längst vergessen. Inzwischen ist nämlich schon wieder eine Stunde vergangen und die Knochen werden müde. Was Scratch gerade macht, ob er schon in der Zelle sitzt und vor allem in was für einer Zelle? Einzelhaft oder "Los-heb-die-Seife-auf"-Style? Wir wissen's nicht. Irgendwann dann die erlösende SMS von Vicente, Entwarnung, alles in Butter, wir treffen uns zu Hause... Na endlich! So'n Scheiß macht definitiv keinen Spaß und nachts um vier Uhr schon ganhz und gar nicht... (liest sich aber Jahre später eigentlich ganz gut)

Freitag, Februar 13, 2004

Reis und Bohnen

Freitag, der dreizehnte! Das ist also der Tag, an dem die ersten von uns wieder abreisen müssen. Benny und Haiko. Wegen irgendwelcher Verpflichtungen in good ol' "Yermanie". An so einem Tag also in ein Flugzeug steigen - was soll man denn da denken...? Am besten gar nichts, die beiden kommen nämlich ohne irgenwelche Probleme oder Begegnungen mit schwarzen Katzen unter einer Leiter zu Hause an. Na zum Glück auch. Nur sind wir jetzt keine Band mehr, sondern nur noch Urlauber. Ich bekomme bei einem der Ober-Chef-Pianisten von Cuba Klavierunterricht und Marki dreht noch munter Szenen für's Video. Und am Abend gibt's Reis und Bohnen. Wie übrigens seit zehn Tagen schon. Fidel hat recht: Un mejor mundo es possible...!

Donnerstag, Februar 12, 2004

Being Rockstars

Die nächste Attraktion: wir kommen ins cubanische Staats-Fernsehen. Oh Gott, nervöse Aufregung, duschen, kämmen, Zähne putzen, saubere Hemden anziehen... Und dann Playbacks lernen, denn wir werden nicht live spielen sondern eben zum Playback. Ich versage dabei leider komplett! Genauso gut könnte man Richard Claydermann "Pour Adleine" spielend zur Musik von "Smoke On The Water" zeigen. Andererseits, hey, what the...! Überhaupt ist das 70er Jahre Fersehstudio im Science-Fiction-Style ohnehin viel interessanter. Abenteuerliche Holzkonstruktionen, von viel künstlichem Nebel durchsetzt, mit reichlich bunten Scheinwerfern - das war unser großer Auftritt. Wie gerne würden wir den und das Interview hinterher sehen, klappt aber irgendwie nicht. Ob wir eine Kopie bekommen könnten weiß auch keiner so genau, nun ja, man müsse mal sehen, aber vielleicht auch wieder nicht, es sei eben nicht klar, auch nach fünf-maligem Nachhaken nicht... Ok, schon gut, wir haben's kapiert...!
Dann weiter zum nächsten Termin, wir sind ja schließlich nicht auf so nen Mini-Nervenkitzel angewiesen, wir leben den ganzen Tag auf der Adrenalin-Überholspur und ein Termin jagt da den nächsten: Auftritt im Casa de la Musica um 16 Uhr. Ok, wir sind da, das Casa de la Musica ist da - und: eine andere Band ist auch schon da. Aha... aber sollten nicht WIR... Nein...? Wirklich nicht? Na gut, wir geben uns geschlagen und genießen den Soundcheck und die Bühnenstreitigkeiten der anderen Band bei Hähnchen, Pommes und Coca-Cola. Touristen-Food eben.
Aber das genügt uns noch nicht. Wir ziehen weiter und weiter, non-stop, on & on... Um 18 Uhr ist auf der Cabaña Soundcheck. Dort spielen wir heute nämlich auch noch, nach dem Sonntag schon zum zweiten mal. Und wie sich die Auftritte ähneln: der gleiche chaotische Soundcheck, das gleiche euphorische Publikum, das gleiche Zeitlimit und die gleiche Kanone... Und täglich grüßt das Fidel-Tier. Nur reißt Steve diesmal für zwei Sekunden der Geduldsfaden, es wird geschrieen und ein Funktionär zieht beleidigt von dannen. Bringen tut's allerdings auch nix. Nein, mit Traditionen dürfe man eben nicht brechen. Das wäre ungefähr genauso, als äße man in Bayern eine Weißwurscht nach 12 Uhr... Nein, nein, nein, die Kanone muß schießen. Basta und Bum!

Mittwoch, Februar 11, 2004

Madame Butterfly

Heute: Videodreh für "Butterfly" mit der ganzen Band. Location (ja, so nennt man das in den Kreisen der Zelluloid-fressenden und Filmentwickler- und Rotwein-trinkenden Filmemacher): Eine alte, herunter gekommene Villa in Vedado, ein Stadtteil von Havana. Ok. Dann mal los!
Zunächst erst mal verhaltene Begeisterung bei den Anwohnern (das Ding ist selbstverständlich bewohnt - hier steht absolut kein Haus leer, auch wenn man's sich manchmal kaum mehr vorstellen kann), die nach und nach ins Freie kommen. Wie, was denn hier los sei und was die Weißbrote da wollen? Video? Für's Fernsehen? Aha! Und meine Wohnung als Umkleide benutzen? Naja, wenn's sein muß... na gut, für Geld geht das alles klar... macht 20 Dollar! Wir bezahlen. Und der Preis steigt stündlich! Ganz schön frech, die Jungs...
Die Party geht allerdings erst richtig los, als eine große Flasche Havana-Gold Rum ins Spiel kommt - ihr erinnert euch an die Toffifee Werbung? Mit dem gelangweilten Pappi und den verzogenen Kindern und der fürsorglichen Super-Mutti mit der Schoko-Schore und am Ende drehen alle durch vor Begeisterung? So ungefähr! Für das Video brauchen wir Party-People, Tänzer und dergleichen. Alles kein Problem, Rum regelt das... Daß Rum, oder Alkohol generell, in Cuba übrigens nicht als Droge angesehen wird, merken wir daran, daß ohne irgendwelche Einwände auch zwölf-jährige (12 - in Worten ZWÖLF) die Flasche ansetzen und mehr als einen kräftigen Schluck nehmen. Das gleiche gilt übrigens auch für Zigaretten (na wer hätt's nicht vermutet, wo es hier doch ohnehin schon dicke Havanas im Kindergarten zum Frühstück gibt...) Die Party kommt also in Gang und wir versuchen so konzentriert wie nur möglich zu arbeiten, nebenbei unser größtenteils geliehenes Equipment im Auge zu behalten und bei beidem eine coole Figur abzugeben, als immer klarer wird: das ist nicht irgend ein Haus, dessen Veranda und Garten wir gerade belagern. Zumindest ist das nicht wirklich eine ganz normale Mutter die krampfhaft versucht uns ihr Töchter (vielleicht 12 und 15) schmackhaft zu machen. Und zwar jedem von uns. JEEE-DEM! In allen Details... (Brrrrrr...) Und angesichts unserer totalen Verweigerung sich schließlich verzweifelt selbst mit anbietet. Und zwar ebenfalls mehr als eindeutig. Nein Danke, lass mal, wir müssen jetzt gehn... Und wir können auch morgen nicht nochmal kommen... Nein, nein!
Die Dämmerung ist für uns der Gong im Boxring. Nichts wie weg hier!

Dienstag, Februar 10, 2004

Meet the Cubans, Teil 2

Die Truppe spaltet sich. In einen arbeitenden Teil und einen - naja - urlaubenden Teil... Mark kurvt mit den arbeitenden zum Video-Dreh mit einem äußerst sehenswürdigen Oldteimer quer durch Havanna, während Uwe und Werner kurzerhand dem Percussion-Unterricht von Alejandro in der Universität beiwohnen - und sogleich lernen: ES ist ihnen NICHT angeboren. Sie müssen tatsächlich auch üben. Cubaner können nicht einfach so Musik machen, nein, die müssen da auch was für tun - Hurra, wird sind gerettet! Wir haben noch eine Chance! Und für's Tanzen gilt das ja vielleicht auch noch...
Im Anschluss wieder Havanna zu Fuß, zur Abwechslung mal die weniger prominenten Seitenstraßen. Im Treppenaufgang eines alten Hauses probt eine Salsa-Band mit ungefähr 95 Jahren Altersdurchschnitt. Wir sind neugierig, halten uns aber in respektvollem Abstand, um auch ja niemanden in seiner künstlerischen Entfaltung zu stören oder zu beeinträchtigen, geschweige denn ihn gar zu blenden mit unseren immer noch bleichen Gesichtern... "Hey, ihr da, kommt schon endlich rein! Was steht ihr da draußen in der Sonne, seid nicht dumm, ist doch nicht gesund, oder! Los, setzt euch ruhig da hin" kommt es aus dem Gebäude und wir tun ohne Widerrede, wie uns gesagt...

Montag, Februar 09, 2004

Der deutsche Patient

Ich betrachte mir von meinem Bett aus den ganzen Tag ausgiebig die Zimmerdecke, während die anderen irgendwo in der Sonne herumtollen. Wo überall weiß keiner mehr so genau... (Irgendwer erzählt noch etwas von einer Klassik-CD-Release-Party im Vollsuff um 10 Uhr morgens... So macht Musik Spaß...)

Sonntag, Februar 08, 2004

Frieren in Cuba

Na endlich! Unser Auftritt auf der "Cabaña", der Fortaleza de San Irgendwer (Francisco?), der Festung von Havanna eben! Denn da findet ja seit ein paar Tagen schon die Buchmesse statt und die ist ja schließlich auch der Grund unseres kleinen Ausfluges in die Karibik.
Das Zepter möchte man aber den Deutschen nicht ganz in die Hand geben, eine cubanische Vorgruppe muß schon sein. Und dazu auch noch eine der bekanntesten und beliebtesten - zumindest auf der Insel. Der Name? Schon vergessen, aber der Sound ist eine kuriose Mischung aus 80er Jahre Pop und... hmmm... 80er Jahre Pop, PUR auf Spanisch und Latin... na oder so ähnlich zumindest. Da man im allgemeinen in Cuba von Soundchecks nicht so viel hält, heißt dann die Devise, je länger ihr am Sound schraubt, umso kürzer könnt ihr spielen. Ok, ok, ok, wir beeilen uns ja schon...
60 Minuten also. Zu beginn sind die Zuschauer also eher skeptisch, kommen doch aus Deutschland für gewöhnlich Bratwürste, Pünktlichkeit und Stefan Mross. Wenig später allerdings wird jedem klar, daß wir mit den drei genannten Dingen nicht im geringsten dienen können, dafür aber die Leutchen schön mit unserer deutschen Reggae-Mukke begeistern können. Alle gehen richtig ab und nach dem Konzert muß von uns signiert werden, was nicht niet- und nagelfest ist. Äußerst beliebt auch Marks Hintern - der auf dem Tourplakat 2003, ihr erinnert euch?
A propos nach dem Konzert: Warum wir letztendlich nach 60 Minuten aufhören MUSSTEN, und zwar ohne Wenn und Aber? Eine Kanone! Eine olle Kanone! Die wird nämlich jeden Tag (oder vielleicht auch nur jeden Sonntag) zu Ehren von von jemanden abgefeuert. Und das kann unter gar keinen Umständen ausfallen oder gar übertönt werden von einer Kraut-Reggae-Band... No, señor! Ni hablar! Y BASTA! Also fügen wir uns eben der Staatsgewalt. Wer will schon Fidel widersprechen...
Im Anschluss soll es noch in eine schöne Bar gehen, lecker entspannen. Susana und Alejandro helfen uns verzweifelt bei der Suche aber irgendwie sind alle interessanten Läden zu voll, haben zu oder an diesem Abend Romantic-Disco-Night. Also landen wir in einer Jazz-Bar, dem JAZZ-CAFE Havanna. Jaja, da gebe es Live-Musik und es sei richtig cool... was wir aber eigentlich nicht sooo wörtlich gemeint hatten! In diesem Laden, in dem mehr oder weniger nur Touristen und cubanische Nutten abhängen, läuft die Klimaanlage derartig auf Hochtouren, daß wir - ungelogen - mit Jacken bei knapp minus 120 Grad unsere Mojitos und Cuba Libres schlürfen müssen! Einige sind so mutig und essen zudem noch etwas, was der Truppe Verluste einbringt... "Lasst mich zurück, ich kann nicht mehr weiter... ihr müsst ohne mich weiter... meine Beine, ich kann meine Beine nicht mehr spüren..."
Ich bekomme von der lausigen Pasta derartig den Magen verdreht, daß ich nur knapp am Koma vorbei falle und erst mal so richtig ausgiebig kotze, während die anderen zusammen mit Eloy, dem Busfahrer, das John Lennon Denkmal besingen und schööön ihr Entrinnen aus der grausigen Eishölle feiern. Zu Hause im Feldbett wird noch mal gekotzt. Und dann noch vier mal... Hui, das macht einen Mords-Spaß!

Samstag, Februar 07, 2004

Pinar del Rio...

...wir kommen! Unser erster Auftritt. Und zwar MIT Susana und Alejandro. Die beiden hatten sich kurzerhand bereit erklärt bei uns mitzuspielen und auch die zweistündige Fahrt über's Land eben mal mitzumachen. Na klar doch! Wir kommen an, es regnet zum ersten mal und der Spaß beginnt.
Zuerst mal werden wir unserer Vorband vorgestellt. "Tendencias". Aha. Death-Metal-Progressive-Rockmusik mit Latin und so. Nochmal aha! Und nein, länger als eine halbe Stunde wolle man nicht spielen: "We can play longer, but we don't need it". Ok, alles klar, keine Widerrede. Kiko, dem offenkundigen Chef der Band möchte man ohnehin lieber in nichts widersprechen. Ist eben ein richtiger Rocker...!
Dann Ortsbesichtigung. Eine Art Freilicht-Theater mit riesiger Bühne. Geschäftiges Treiben überall, Kisten (Pappkisten!) werden geschleppt, Mischpulte verkabelt und viel durcheinander geredet. Und wir lernen: Hochspannungskabel sind dieserorts immer offen liegen zu lassen. Isolierung ist wie viele andere scheinbaren Errungenschaften der westlichen Welt einfach chi-chi, also schwul...! Wir trauen unseren Augen nicht, als an Stelle von Verlängerungskabeln einzelne Drähte in die Löcher der Steckdosen gebastelt werden, Starkstromkabel aneinander gelegt und mittels dünner Plastik-Streifen von Einkaufstüten miteinander verknotet werden und überhaupt die bizarrsten Installationen konstruiert werden. Wen wundern da noch Stichflammen im Monitor-Rack und ein Duzend geflogener Sicherungen. Hey, wir sind in Cuba, schon vergessen...? Das Ist das echte Leben, klar?!
Das Konzert selbst ist nur leidlich besucht, vielleicht liegt's am Regen, vielleicht auch daran daß uns schlichtweg kein Arsch kennt, wie auch immer immer. Die Party wird trotzdem noch gut und endet damit, daß düster-äugige und bleich-geschmickte Gothik-Latinas schön artig ihre Salsa tanzen und überhaupt plötzlich alle ausflippen, als wir anfangen "Mi Casa" zu spielen und Susana ihr Feature bekommt. Die eigene Musik, wenn auch von seltsamen Weißbroten gespielt, ist halt doch noch die schönste, gegessen wird schließlich zuhause...

Freitag, Februar 06, 2004

Meet the Cubans

Susanna schafft, was Carlos (der fähigste ALLER Carlosse: "Ohh, no sé...") nicht tut. Sie checkt uns einen Proberaum aus, genauer gesagt, ihren eigenen. Denn wir sind eine fleißige Band und von wegen Urlaub in der Südsee und so! Nein gearbeitet wird hier, geprobt, geübt und rehearst. Wie bei den Popstars auf Pro7! Mindestens!
Also, der Proberaum sei ab 4 Uhr frei und die Nachbarn hielten das schon für gewöhnlich für zwei, drei Stunden aus. Nichts wie los also, quer durch die Stadt, über Stock und Stein und Schlaglöcher aller Größen direkt in das Wohnzimmer von Susanas Eltern. Das ist ihr Proberaum! Ok..., ob wir niemanden störten... Nein nein, ist schon alles ok. Nur auf das Sofa dürften wir nichts legen, sonst geschähen angeblich Morde. Ok, wollen wir natürlich nicht. Kurz darauf weiß bereits das gesamte Viertel, was hier in Susanas Wohnzimmer passiert, denn eine Schall-Isolierung gibt's genauso wenig wie Berührungsängste. Wir bekommen also Publikum, die Mutter, die Oma, die Tante, den Bruder, dessen Freundin, Hunde, Katzen und wer weiß noch wer. Aus drei Stunden werden vier, aus Unsicherheit wird Partylaune und Uwe, unser Drummer, findet zu seinem neuen Percussion-Mentor Alejandro, Susanas Cousin. Sofort wird gedealt: Percussion-Unterricht gegen (Behringer-)Mischpult. So lafft's Bissness...

Donnerstag, Februar 05, 2004

Meet the Fidel

Eröffnung der "Feria del Libro 2004". Fidel, dessen Namen man in Cuba übrigens nie ausspricht (eine stumme Geste, die einen lange Bart symbolisiert genügt da völlig), soll angeblich auch kommen. WOW! Doch zunächst wird mal mittags auf die Busse gewartet, im Viertelstundentakt Planänderungen verkündet und viel Zeit tot geschlagen. Dann stundenlange Eröffnungsreden und kein Fidel! Na toll! Schließlich Empfang mit Schnittchen, Sekt und Live-Musik. Novel Voz, ein A-Capella-Oktett mit einer bezaubernden Leadsängerin namens Susana, die augenblicklich in unsere zukünftigen Pläne auf Cuba integriert wird. Der Abend endet feuchtfröhlich und spät - keiner weiß mehr so genau wo und wann... schon erstaunlich, an was man sich alles nicht mehr erinnern kann!

Mittwoch, Februar 04, 2004

Cubanisch frühstücken

Wir schlafen was weiß ich wie lange und entdecken beim Frühstück ein weiteres Stück cubanischer Lebensqualität: Brot ist voll chi-chi (schwul), Kräcker sind cool! Frikadellen ebenfalls! Alles klar, fremde Länder, fremde Sitten und so weiter. Wenigstens hat man hier den Café erfunden und serviert ihn stark mit warmer Kondensmilch. Wir brechen anschließend auf, um die Stadt zu erkunden, fragen verdutzte Cubaner nach dem Weg und wissen ungefähr 8 (ACHT) Kilometer später warum man uns permanent wie geisteskranke beäugt hatte. Havanna ist groß und von Miramar kann (soll) man definitiv nicht in die Innenstadt laufen. Das wollten die Stadtplaner so! Das wissen wir jetzt (Ok, Benny wusste es von Anfang an, aber was zählt bitte der Irrglaube eines einzelnen!?!). Daß man hier blitzschnell Sonnenbrände bekommt, wissen wir jetzt auch! Stimmt ja, wir sind in der Südsee...
Entnervt und verhungert lassen wir uns von einem Taxifahrer aufsammeln und gleich auch über den Tisch ziehen: "hey, dis is da best place to be". Ja und prompt auch der teuerste. Aber egal, wir essen, er wartet draußen. Wir wollen danach nicht mit ihm weiter fahren, er ist sauer. Wir fühlen uns schlecht, wie Imperialisten eben, die derartige Untergebenheit nicht im geringsten zu schätzen wissen... Voll Opfas und so! Wir schauen uns noch kurz auf dem Gelände der Buchmesse um, stellen fest, daß überall noch gebastelt wird und verschwinden schleunigst wieder. Was sonst noch alles an diesem Tag passiert weiß allerdings inzwischen keiner mehr so genau.

Dienstag, Februar 03, 2004

Erobering Cuba!

Ankommen! Unglaublich, wir haben's geschafft! CUBAAA! SÍ, SEÑOR! Nach gefühlten hunderten Stunden Flug, tausende von Fuß über dem Meer, bei -55°C Außentemperatur (jaja, was man mitten über dem Ozean nicht so alles interessant findet), endlich wieder festen Boden unter den Schlappen. Schööön! Benzingeschwängerte karibische Insel-Luft atmen!
Dann sofort Nervosität. Mit den Zoll- und Einreisebeamten sei nicht zu spaßen und was habe man nicht schon alles gehört und so weiter und so fort... Paperlapapp! Wir sind freundlich, die sind's auch und alles ist gut. Aber es deutet sich schon an: Offizieller Gast der Buchmesse zu sein, hat unter Umständen seine Vorteile... Naja. mal sehn! Flugs werden wir dann in den VIP Bereich des Flughafen gezerrt, werden Leuten vorgestellt, bekommen unseren Übersetzer, Luis, der uns augenblicklich aufklärt, daß die DDR ein schönes Land und er damals in Dresden gewesen sei. Aha! Der stellvertretende Leiter der Buchmesse drückt ebenfalls noch sein Entzücken aus, spricht von einer großartigen Leistung im Kulturaustausch und überhaupt und so...
Und ab ins Hotel oder wohin auch immer. Zwei Kleinbusse stehen dazu bereit, einzig scheint den Fahrern das Ziel der Reise nicht so ganz klar zu sein. So rumpeln (alle cubanischen Autos rumpeln, knattern, poltern oder donnern) wir eine Stunde lang durch Stadtviertel, Straßen und Hinterhöfe mit Wäscheleinen. Und zwar IMMER gleich mit allen BEIDEN Bussen. Na klar doch! Sozialismus eben. Dann endlich, die 5ta Avenida, entre 88 y 90, unsere "Casa de la promoción de la música" oder so ähnlich... Schlichte Ausstattung aber - hurra - mit Klimaanlage in jedem Zimmer.
Hatte ich das eigentlich schon erwähnt? In Deutschland Abflug bei minus zehn Grad, hier hat's mal locker 25. Und zwar PLUS! Jauuu! Wärmeee! Trotzdem schon wieder zu früh gefreut, denn nach dem Einschalten der Klimaanlagen lernen wir: Stille und Ruhe sind in Cuba blanker Luxus und demnach nicht mit dem sozialistischen Grundgedanken vereinbar. Die Dinger waren fabrikneu vielleicht mal "Supersilent", wie das Etikett verspricht, haben aber locker schon zwei Jahrzehnte auf dem Buckel.
Egal auch, wir werden mit Rum und Cerveza schon dafür sorgen daß uns Hören und Sehen vergeht. Also vor allem Hören! Dazu also auf zum Kiosk, Bier kaufen, sich sofort als Ausländer outen (wie nur! wie haben die das gemerkt?!?!) und die cubanische Offenherzigkeit kennenlernen. Zwei Latinas (auf spanisch natürlich): "Na, wer seid ihr denn, oh, wo kommt ihr den her, aha, und was macht ihr heute noch, so, ihr seid müde, ja und wollt ihr uns nicht mit auf eure Zimmer nehmen, nein?, oh schade, und morgen, was ist morgen? morgen vielleicht!?!?" - Danke nein, Auf (Nimmer-)Wiedersehen!
Dann also kurze Lage-Checkung und ab in die Stadt! Havanna! Und wer hätt's gedacht, es geht genau im gleichen Stil weiter: na wo kommt ihr denn her, hey sucht ihr Mädels, wollt ihr Zigarren, wollt ihr aussgehen, braucht ihr irgendwas, bei mir gibt's alles, "I know de best place around - you like girls...?", bla bla blaaaa! Wir befreien uns von einem Schwarm Huren, die urplötzlich und ohne Vorwarnung aus einem Hauseingang quellen und flüchten in ein kleines Straßencafé mit Live-Musik.
Jaaa, genauso stand es im Reiseprospekt: Schön sitzen, Mojito züllen und die Band spielt "Guantanamera". Doch auch hier werden sofort wieder Dramen geschrieben. In Havanna gibt es nun mal jede Menge der Liebe nicht abgeneigter Mädels. Und zwar dürfen die uns nicht in das Café nachstellen, aber Blickkontakt lässt sich allemal herstellen. Und so kann man sie praktisch nicht gar nicht verhindern, die ganz ganz große Liebe! Sie, jung, attraktiv, jedoch vom Leben bereits mit leichten Spuren versehen, von Beruf Prostituierte (sie war jung und brauchte das Geld, klar), er ebenfalls jung, schüchtern und Musiker, namentlich Uwe, unser Drummer! Blicke, Seufzer, Gesten und Blicke! Und sie verschwindet auch ebenso schnell wieder, die ganz ganz große Liebe, und zwar genau in dem Moment, als er ihr seinen Beruf offenbart... Warum eigentlich? Wir dachten immer, Musiker sein öffnet einem die Herzen der Chicas... naja, egal. Gilt wohl nur für Gitarristen! Heim und nach tausend Stunden endlich ratzen.